Stammbaum der "Prinzen"

"Wohl dem der einen Prinz besitzt" ertönt es im Jahre 1957 bei NSU in Neckarsulm und man baute den ersten.
Mit diesem Gefährt von 3145mm Länge und luftgekühltem Heckmotor, der aus 600 ccm lockere 20 PS erklingen ließ, stieg man in die
hart umkämpfte Klasse der Kleinwagen ein. Man schaffte sogar das Ziel, wenn es auch manchmal recht mühsam war.
Es gelang eigentlich damit nicht nur der Übergang vom Motorradhersteller zur Automobilfabrik, sondern der "Prinz" überlebt als einziger deutscher Kleinwagen seiner Klasse. Man denke dabei nur an BMW 700, Isar T 600 und Lloyd 600/Alexander.

Zunächst erschienen die Modelle NSU Prinz I und II auf dem Markt, wo der Prinz II eigentlich nur die Luxusversion darstellen sollte. Anfang 1959 kam dann der Prinz 30 - mit seinen 30 PS - Motor - hinzu und im Herbst des gleichen Jahres erschien der Prinz II E als
Luxusversion des Prinz II. Wenige Monate später folgten bereits der Prinz II E 30 und schließlich im Herbst 1960 der Prinz III mit 23 PS. Dem war es jedoch nicht genug, denn wiederum einige Monate später gab es den Prinz III 30. Doch schon bald gab es die ersten Sterbequoten, denn im Herbst 1960 endete die Produktion für NSU Prinz I und II, II E und II E 30. Nur der Prinz III und III 30 überlebten noch einige Zeit, d.h. genau bis zum Jahre 1962, denn dann wurden sie aus der Produktion genommen.
NSU - Prinz III 23 PS
Spitze 110 km/h
Verbrauch 5,2l /100 km


Besondere Merkmale: Hervorragende Straßenlage; Motor nicht umzubringen;
Beschleunigung von 0 auf 60 km/h in 11 Sekunden; wendig im Straßenverkehr; anspruchlos in der Pflege; wirtschaftlich im Unterhalt. Inzwischen mehr als 100 000 fach bewährt.
Als Gebrauchtwagenobjekt spielten die kleinen Prinzen, wie so heute liebevoll genannt werden, damals keine große Rolle. Lediglich die Version Prinz III hat in einiger Stückzahl das Massaker überlebt und erfreut sich des Lebens als Sammlerobjekt.

Bereits in jenen Tagen zeigte sich eine aus heutiger Sicht für damalige Verhältnisse unverständliche Tendenz des Werkes, in rascher Reihenfolge Modelländerungen aufeinander folgen zu lassen. Somit wurden nicht nur die Kunden verärgert, sondern auch die Typenkunde in eine nahezu wissenschaftliche Sphäre angehoben.
NSU - Prinz 4 30 PS
Spitze 120 km/h
Verbrauch 5,7l / 100km


Besondere Merkmale:
Repräsentativer Kompaktwagen neuen Stils.
Viel Raum für 4 Erwachsene (Zuladegewicht 435 kg); großer Fahrkomfort; umfangreiche Innenausstattung; hervorragende Straßenlage; Beschleunigungvon 0 auf 80 km/h in 14 Skunden; wirtschaftlich im Unterhalt; Klimaanlage, Lenkschloß, Schwenkfenster
und Lichthupe im Grundpreis inbegriffen.
Nur der Sportprinz, gebaut vom Oktober 1958 bis Mitte 1968, und der Prinz 4 mit dem Produktionsbeginn im September 1961 - er hat auch bis zum Ende überlebt (1973) -, haben eine ganz erstaunliche Modellkonstanz aufgewiesen, wenn man von normalen Verbesserungen und Änderungen im Detail absieht. Ganz im Gegenteil, dem Sportprinz hätte seinerzeit so mancher eine Aufwertung gewünscht. So blieb er trotz der deutlichen Marktlücke stets etwas im Schatten der NSU-Limousinen und auch sportlicher Konkurrenz wie dem BMW 700 Coupé. NSU war damals voll mit der Entwicklung und Konstruktion der Limousinen befaßt, und zwar der legendäre Wankel - Spider zog nochmals die Aufmerksamkeit vom Sportprinz ab. Diese Situation hat sich, wenn man von Ausnahmen absieht, auch heute im Zeichen der NSU-Liebhaber kaum geändert.
NSU - Sport - Prinz 30 PS
Spitze 120 km/h
Verbrauch 5,7l / 100km


Besondere Merkmale:
Elegantes Sport - Coupe`.
2 +2 Sitzer; Karosserie - Entwurf Bertone/Italien; hervorragende
Straßenlage; prächtiger Motor; wirtschaftlich im Unterhalt. Ein
Wagen für sportlich orientierte Fahrer mit Sinn für schöne
Linienführung.
Als im April 1964 der Prinz 1000 in Serie ging, kamen die alten Sünden der NSU-Väter erneut zum Durchbruch, teilweise sogar schlimmer noch als je zuvor. Der Prinz 1000 war noch nicht ganz "trocken" als ihm noch ein "L" und kurz darauf, d.h. ca. sechs Monate später nach der IAA der Prinz 1000 S folgte. Noch im August des gleichen Jahres - 1965 - trat die 55 PS starke Variante des Prinz 1000 TT mit 1085 ccm auf den Plan. Und 1967 gab es auch noch für wenige Monate den Prinz 1000 TTS, wieder mit 996 ccm - Motor, aber stattlichen und nicht zuletzt sportlichen 70 PS.


Die Modellpolitik geriet dann vorübergehend total ins Schleudern, zumal offensichtlich damals den NSU-Werkern der Name Prinz für die größeren Typen nicht mehr standesgemäß erschien. Im September 1965 verließen die ersten Typ 110 (1085 ccm, 53 PS) die Bänder.Und ein Jahr darauf nochmals die verbesserten Versionen Typ 110 S und SC mit
1177 ccm und 60 PS.
Im August 1967 entschloß man sich dann das Markenprogramm zu straffen und etwas übersichtlicher zu machen. Geblieben ist der Prinz 4 mit 598 ccm und 30 PS, für eine knappes Jahr noch der Sportprinz mit gleicher Motorausstattung, der NSU 1000 mit 998 ccm und 40 PS, der NSU TTS mit 998 ccm und 70 PS,
der NSU 1200 mit 1177 ccm und 55 PS sowie der NSU TT mitt 1177 ccm und 65 PS. Dazu gab es allerdings noch mehrere Ausstattungsvarianten mit Begriffen wie S und L beim Prinz 4 und C beim 1000-er bzw. 1200-er.
Nun ist hoffentlich nicht der Eindruck entstanden, es wäre bedauerlich, daß die "Neckarsulmer" so einen "Prinzensalat" angerichtet haben. Es ist sicherlich ein Unterschied, zu welchem Zeitpunkt man diese Betrachtung anstellt. Versetzt man sich in die einstigen Produktionsjahre, so könnte man durchaus die Eingangs geschilderten Standpunkte vertreten, es habe eine gewisse Unübersichtlichkeit vorgeherrscht.

Man hatte seinerzeit auch etwas andere Vorstellungen von einem "Auto" als heute, ohne einmal die Betrachtungsweisen ins Kalkül zu ziehen, die möglicherweise heute die "NSU-Oldtimer-Freunde" als Bilanz aus der Typenvielfalt der Prinzen gewinnen.
Quelle: G. Battermann und mot 8/69